Reisen | Schweiz

Sommerwanderungen in den Schweizer Alpen/1Das Naturreservat Vanil Noir

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Unsere Sommerwanderungen in den Schweizer Bergen sind in zwei Etappen eingeteilt. Diese befinden sich in einem relativ kleinen Bereich, der geographisch die Kantone Waadt und Bern einbezieht. Von West nach Ost, geht es zuerst dem Genfersee entlang, bis zum Rhonetal und den Waadtländer- und, weiter nordöstlich, den Berner-Alpen. Wir werden zusammen zwei Schwerpunkte besuchen, die die Berglandschaft dem abenteuerlustigen Wanderer bietet.

Am frühen Morgen führt unser Weg vom Winzerort Lonay nach dem am Genfersee gelegenen Städtchen Morges; ist das Wetter gnädig fällt unser Blick vom Seeufer aus auf den majestätischen, am Savoyer Ufer gelegenen Mont Blanc. Von seinen 4800 Metern Höhe herab gibt sich der Mont Blanc manchmal launisch, und lässt sich auf der Schweizer Seite nur dann erblicken, wenn bestimmte meteorologische Bedingungen erfüllt sind.

Zunächst gehen wir dem Nordufer des Sees entlang, bis nach Aigle im Rhonetal. Von dieser kleinen, für ihren Wein und ihrem Schloss berühmten Stadt, führt die Straße in das Ormonts-Tal hinauf, bis zum Col des Mosses; dieser Bergpass führt uns nach Château-d’Oex, dem Hauptort des waadtländischen Pays-d’en-Haut. Dann geht es weiter in Richtung Nord-Osten, und schon nach kurzer Zeit erreicht man eine Kreuzung, von wo aus eine kleine Bergstraße nach Ciernes-Picat führt.

Bald betreten wir das Naturschutzgebiet des Vanil Noir, einem 2388 m ü.M. hohen Berg, an der Kantonsgrenze zwischen Freiburg und Waadt. Nachdem wir den Weiler Ciernes-Picat (1168 m ü.M) erreicht haben beginnt eine bezaubernde Wanderung, die uns in etwa zwei Stunden von der Mitte des Tales auf die 1394 m ü.M. gelegene Talhöhe führt. Das Interesse dieser Wanderung ist die Schönheit der Alpenlandschaft, verbunden mit verschiedenen landwirtschaftlichen Tätigkeiten, die dort stattfinden. Das Tal bietet eine wohltuende Stille, reine Luft und ständig wechselnde Aussichten; es beherbergt auch einige von Viehweiden umgebenen Berghütten, wo Milch zu Butter und Käse verarbeitet wird. Die Hütten besitzen kühle Keller, wo die feinen Etivaz-Käselaibe zum Reifen gelagert werden. Die Berghütten sind alle mit Namen versehen, die etwa Bertholette, Jacqueraude, Sauges und Jaquillarde lauten. Der Wanderer kann dort in vivo bestimmten landwirtschaftlichen Tätigkeiten, in ihrer alpinen Fassung zusehen (Beschreibung weiter unten). Mit Ausnahme der tagaktiven Vögel, sind die im Naturschutzgebiet lebenden Tiere (Auerhahn, Dohlen, Greifvögel, Eulen und weitere Vogelarten, Rehe, Füchse, Dachse, Eichhörnchen, Luchse, usw.) eher abends oder nachts aktiv; während dem Tag sind sie nur schwer zu beobachten und entziehen sich meistens dem Blick des Wanderers. An Botanik interessierte Besucher werden sich an der reichen Pflanzenwelt des Mittel- und Hochgebirges erfreuen. Ciernes-Picat ist nicht ein weltbekanntes Touristikgebiet wie etwa die in der Nähe gelegenen Château-d’Oex, Saanen und Gstaad. Dafür werden die Besucher dort durch die Schönheit der Bergwelt, der Pinienwälder und Bergwiesen, des kleinen Wasserlaufes und der beeindruckenden Felsen reichlich entschädigt. Zur Talhöhe angekommen, wird der Besucher durch den am Wegrand gelegenen Brunnen zu einem Trunk des köstlichen, natürlichen und frischen Bergwassers eingeladen.

Nach getanem Ausflug kann man nach Château-d’Oex zurückkehren, dort übernachten und am Tag darauf mit der Berner-Oberländer-Bahn durch das Simmental hindurch bis nach Spiez am Thunersee hinunterfahren. Von dort aus gelangt man problemlos mit dem Schiff nach Interlaken und dem am gleichnamigen See gelegenen Brienz.

Cosimo Nocera ist Historiker und Museumsführer am Nationalmuseum in Bangkok. Er lebte und arbeitete in Italien, der Schweiz und den Andenländern (Peru, Ecuador und Bolivien). Nach einem längeren Aufenthalt in Südost Asien, lebt er derzeit in der französischen Schweiz.

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