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Thailand im AlltagWie Thailänder fühlen, handeln, leben und denken

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Thailand im Alltag

Ziel dieses Artikels ist es, Thailand und die Thailänder besser zu verstehen; die Autorin hat versucht, den Lesern Hinweise zu geben, wie Thais leben, denken, handeln und fühlen. Man weiss, dass zwischenmenschliche Kommunikation eine schwierige Kunst ist, insbesondere wenn Menschen mit unterschiedlichen Traditionen und Gewohnheiten betroffen sind. Mit Hilfe einiger Themen und Situationen wird die Autorin ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ein bisschen süss-säuerlich die Welt der Thais erkunden. Sie wird über Thailand im Allgemeinen sprechen, aber sich vor allem auf die Hauptstadt Bangkok, dem barocken und exzentrischen Spiegel des Landes konzentrieren, in dem die Welt der Farang und die der Eingeborenen einander gegenübergestellt sind. Als gebürtige Bangkokerin, lebt sie seit mehr als zwei Jahrzehnten in Europa und stützt sich hauptsächlich auf ihre persönlichen Erfahrungen.


Die thailändische Vielfalt

Thailand ist eine einheitliche Monarchie und gleichzeitig ein sehr abwechslungsreiches Land :

– Zu den 69 Millionen Einwohnern (2017) kommen viele Ausländer;

– Während etwa 85% der Bevölkerung eine Tai-Sprache spricht (von denen 30% die Sprache des Zentrums, 35% die nordöstliche Sprache (Isan), 20% die Nordische und 15% die südliche Sprache), besitzen andere Gruppen ihre eigenen Idiome: zum Beispiel die malaiischen Yawi-Muslime im äußersten Süden und 25 ethnische Gruppen, die im ganzen Land verstreut sind, von denen jedoch ein großer Teil die nördlichen Bergstämme bildet;

– Das Land beherbergt 90% Buddhisten, während 9% der Einwohner Muslime und 1% Christen oder Hindus sind.

Thailand im Alltag : Stichworte

Ich zähle hier eine Anzahl von Begriffen auf, die Sie häufig hören werden, deren Bedeutung Sie jedoch vermutlich nicht kennen : Farang, der weiße Ausländer bezeichnet; das Gesicht verlieren oder halten; kreng jai, die Angst zu stören; prachote, Sarkasmus; bunkhun, Anerkennung; kothot, Entschuldigung, Bitte um Vergebung; maï pen rai, es spielt keine Rolle, es ist nicht so wichtig; lifestyle, Anglizismus, der den Lebensstil bezeichnet; sanuk, was angenehm ist und Spaß macht; sabai-sabai, sorglos, usw.

Die Farang

Es scheint, dass der Ausdruck Farang, der sich auf Ausländer mit weißer Haut bezieht, aus dem Wort Farangsé oder Français (Französisch) stammt. Die Forscher sind sich jedoch nicht alle über diese Interpretation einig. Laut einem Leser stammt das Wort Farang von Franco (Franke), ein Begriff, der historisch für die Portugiesen in Asien verwendet wurde. Dirk Van der Cruysse schreibt in seinem Buch „Der edle Wunsch, die Welt zu führen“, dass im Osten der Begriff Farang oder Ferenghi (Franke) für alle Europäer gilt. Die anderen Ausländer werden nach ihren somatischen Besonderheiten benannt: Inder (Khaek), Araber und Muslime im Allgemeinen (Khaek Khaou oder weiße Inder), Japaner, Chinesen (Khon Phiu Luu oder Gelbe Haut), Schwarze (Khon Phiu Dam oder Schwarze Haut) usw. Die Farangwerden je nach Bevölkerungsschicht unterschiedlich wahrgenommen : für die einen stellen sie etwas zwischen dem Christkind und einer Art Sozialversicherung dar, für andere, Wesen, die etwas seltsam sind und manchmal beunruhigend wirken.

Die Beziehungen zu den Farangsind oft durch eine etwas entfernte Herzlichkeit gekennzeichnet.

Heute wollen die meisten Thais nach außen offen scheinen. Es wird jedoch bald klar, dass ihr äußerer Horizont sich meistens auf die Vereinigten Staaten von Amerika beschränkt, die immer noch allzu oft als Richtwert für „internationale Standards“ betrachtet werden. Zur Bestätigung, genügt es, die beiden englischsprachigen Tageszeitungen von Bangkok, Bangkok Post und The Nation zu lesen.

Wenn die Schweiz und Schweden noch oft verwechselt werden, wird heutzutage die etwas monolithische Vision, die Thais von der Außenwelt haben, durch die französische und italienische Küche, die deutsche Technologie, den Einfluss Chinas, die japanische Mode und die koreanische Musik langsam aber sicher untergraben.

Es gibt Unmengen von Büchern „Wie man mit Thais arbeitet“. Als eine Mischung aus akutem Selbstbewusstsein und einem verbleibenden Minderwertigkeitskomplex kann die Haltung der Thailänder im Arbeitskontakt und im allgemeinen Kontakt mit den Farang manchmal verwirrt und unverständlich erscheinen. Die Beziehung wird oft durch die allzu direkte Art und das Fehlen von Nuancen im Verhalten und der Sprache der Farang verzerrt.

Englisch wird in der Schule unterrichtet und ist die allgemein übliche Kommunikationssprache zwischen Thais und Ausländern. Ausserhalb des grundlegenden Kommunikationstyps „Flughafen- oder Küchenenglisch“ wird die Praxis jedoch durch Unterschiede in der Denkart und beschränkten Kenntnissen gestört. Versuchen Sie, die im Restaurant, im Büro oder auf der Straße allgemein üblichen, stereotypen Sätze zu verlassen, und Sie werden schnell an die Grenzen der Kommunikation auf englisch stossen.

Sitten und Gebräuche

Mit der Monarchie haben Thailänder eine fast kindliche Beziehung. Der König und die Königin sind väterliche / mütterliche Figuren, ihre Porträts sind allgegenwärtig. Der Vatertag und der Muttertag fallen mit ihren Geburtstagen zusammen, alltägliche Fernsehsendungen zeigen ausführlich die Tätigkeiten der Mitglieder des Königshauses. Zusammen mit der Nation und dem Sangha (der Körperschaft der buddhistischen Mönchen) ist die Monarchie eine der Säulen des Landes: ihre Kritik ist unangebracht und wird sogar vor Gericht bestraft. In Thailand ist Majestätsbeleidigung ein Verbrechen von dem viele bittere Erfahrungen haben. Diese Bemerkung war insbesondere in der Beziehung des Landes zum verstorbenen König Bhumipol (Rama IX) gültig, der von der Bevölkerung fast vergöttert wurde.

Das soziale Leben der Thais ist geprägt von Schlüsselbegriffen wie Gesicht und Verlust, krengjai und prachotebunkhun und dem Streben nach guten nachbarschaftlichen Beziehungen. Während die thailändische Gesellschaft gute zwischenmenschliche Beziehungen und eine grundlegende Solidarität pflegt (beobachten Sie z.B., wie Behinderte auf der Straße von jedermann unterstützt werden), bleibt sie im Wesentlichen eine Gesellschaft der Erscheinung, wo das Images eine entscheidende Rolle spielt.

Die Anredeist nach Alter und Geschlecht geordnet : die Thais werden nach ihrem Vornamen genannt, vor dem Khun (neutral), Phi (für ältere Personen), Nong (für jüngere Personen), Nu (für Kinder), Pa (für Tante), Lung (für Onkel), Ta (für Großvater mütterlicherseits), Yai (für Großmutter mütterlicherseits), Pu (für Großvater väterlicherseits), Ya (für Großmutter väterlicherseits) steht. Er ist z.B. üblich die Groß- mutter mütterlicherseits Khun Yai, den Restaurantkellner Nong Kha (für Frauen) oder Nong Khrap (für Männer) usw. zu nennen.

Das Lächeln, das Höflichkeit vermittelt, ist in den sozialen Beziehungen unverzichtbar. Seine verschiedenen Varianten haben jeweils ihre eigene Bedeutung. Das Lächeln wird vom Wai begleitet, eine Begrüßung die sorgfältig nach der Person, an die sie gerichtet ist, abgestuft wird.

Lächeln und Wai vermitteln meistens keine Emotion, sondern gehören dem Ritus, der sozialen Konvention an; die gleiche Person, die Sie gerade höflich begrüßt hat, kann möglicherweise am Eingang eines Supermarkts vor Ihrer Nase die Türe zufallen lassen.

Das Leben der Thais ist auf die erweiterte Familie, die alle Generationen einbezieht, ausgerichtet. Auch wenn heute längst nicht alleMitglieder unter einem Dach leben, bleiben die familiären Beziehungen eng und Verwandte treffen sich auf den vielen Festlichkeiten, die das Jahr prägen. Im Allgemeinen wohnt eines der Geschwister bei den Eltern und kümmert sich um sie, obwohl es auch Altersheime für ältere Menschen gibt (es sind zwar nur wenige).

Das soziale Leben, die Arbeit, werden von einer strengen Hierarchie bestimmt : jeder an seinem Platz, wobei Alter, Rang, soziale Position eine wichtige Rolle spielen. Wenn ein Thailänder eine unbekannte Person trifft, versucht er zuerst, das Alter und den sozialen Rang dieser Person zu bestimmen, um zu wissen, wie er oder sie sich zu verhalten hat. Aus diesem Grund ist der Austausch von Visitenkarten, vor allem in der Geschäftswelt, eine absolute Notwendigkeit : in einer hierarchischen Gesellschaft wie der Thailändischen ermöglicht die Visitenkarte der Person, die sie erhält, die Person, die sie ihr gegeben hat einzuschätzen. Beobachten Sie, mit welcher Konzentration derjenige, der eine solche Karte erhält, diese detailliert studiert, bevor er sie in seine Brieftasche legt.

Bei der Arbeit zeigen viele Thailänder eine starke Liebe zur Uniform, Symbol der Zugehörigkeit zu einer Gruppe; seien sie Bauarbeiter oder Bankangestellte, alle Mitglieder einer Gruppe tragen gerne die gleiche Kleidung, mit Ausnahme der Kader, die an ihrem Zivilanzug und ihrer Krawatte erkennbar sind.

Das Verhältnis der Thais zum Geld schwankt zwischen Nachlässigkeit und Gier. Auf der einen Seite halten es die Volks- und Mittelschichten als ein notwendiges Mittel zu einem angenehmen Leben. Im Notfall zögern sie nicht, bei Verwandten und Freunden Geld zu leihen, die Meisten leben problemlos auf Kredit. Der Zahltag ist eine willkommene Gelegenheit, Schulden zurückzuzahlen und neue Schulden zu machen. Andererseits sind einige Bevölkerungskreise sehr vorsichtig beim Ausgeben, sparen Geld und investieren es, um sich ein Vermögen zu schaffen.

Der Traum eines jeden thailändischen Mannes ist ein Luxusauto zu besitzen, als unvergleichliches Symbol seines Status, auch wenn der Kauf mit einem Steuerzuschlag von 200% verbunden sein kann. Liebhaber dieser Autos sind jedoch schnell in der Realität verstrickt: der Motor des Ferrari ist für den Verkehr in den oft verstopften Straßen ungeeignet, die Geschwindigkeitsspitzen bleiben nur auf einigen Schnellstraßen-Abschnitten ein realisierbarer Traum und der Wille, seine männliche und finanzielle Macht zu zeigen führt oft zu erheblichen Wartungskosten. Die Fanatiker des Automobilstatussymbols, das so groß und mächtig wie möglich zu sein hat, verbringen einen erheblichen Teil ihrer Zeit im Stau. Andererseits erschrecken komplizierte Manöver in den meist engen Stadtgassen diese Fahrer nicht allzu sehr. Sie scheinen ihre Mühe mit Gelassenheit zu nehmen, ohne sich je Gedanken über eine mögliche Ursache-Wirkungs-Beziehung zu machen.

Jeder hat die vielen streunenden Hunde erlebt, die die Straßen der thailändischen Städte bevölkern. Um diese lärmigen, beunruhigenden und manchmal gefährlichen Tiere kümmern sich jedoch viele gute Seelen, die ihnen Tag für Tag für Tiere ungeeignetes Essen aus gekochtem Reis vorwerfen.

Die besten Freunde des Menschen, von denen Thais träumen, sind die Taschenhunde sowie die Import-Rassen, welche häufig Mühe haben, sich an das tropische Klima anzupassen (Bernhardiner, Polarhunde, usw.). Die einheimischen Rassen, die stets den verstorbenen König umgaben und von diesem gefördert wurden, sind in den Städten wenig gefragt.

Es gibt ein magisches Wort, das Sie vom einfachen Bürger in einen trendigen Stadtbewohner verwandelt: Lifestyle (ausgesprochen „laistai“), das Symbol des modernen, weltoffenen Thailands gemäß den sogenannten „internationalen Standards“, frei von veralteten Verhaltensweisen und Konventionen.

Sie werden diesem Ausdruck an allen strategische wichtigen Orten begegnen, z. B. in den S-Bahn-Bahnhöfen, Möbel- und Einrichtungs-Geschäften, auf den Werbungen für Stadtwohnungen, Kleidergeschäften, Trendrestaurants und sogar Bio-Geschäfte. Der korrekte Lebensstil kennzeichnet einen Menschen und erhöht ihn zum Rang eines Weltbürgers.

Thais sind bekannt für ihre Toleranz, besonders in Sachen Religion; die Meisten gehören dem Theravada-Buddhismus an, schrecken aber nicht davon zurück, gleichzeitig den Mahayana-Buddhismus, den Hinduismus und sogar den Animismus zu praktizieren. Man kann sich natürlich fragen, ob diese Toleranz nicht auch eine Art spiritueller Rückversicherung ist. Toleranz hindert die Thais nicht daran, sich ihrer Identität voll bewusst zu sein.

Wenn es zwei Bereiche gibt, die die Thais so weit wie möglich meiden, so sind dies Philosophie und Psychologie. Die Erste, weil sie nicht Sanuk (Freude am Leben) ist; die Zweite, weil sie als nutzlos betrachtet wird : die buddhistischen Mönche und selbst die Heilseher entsprechen den Bedürfnissen der thailändischen Psyche besser als qualifizierte Fachleute.

Als perfekte Genießer ziehen es die Thais vor, alles, was ihre Lebensfreude beeinträchtigen könnte zu meiden. Wie überall, wird auch die thailändische Sprache vom kommerziellen Englisch beeinflusst, was die Aussprache, die Wahl des Wortschatzes und die Transkription in römische Schriftzeichen verzerrt. Dies ist besonders bei kommerziellen Radioprogrammen zu spüren, wo die Sprecher den Hörern eine originelle Mischung aus Neu-Thai anbieten, die weitgehend mit Fremdwörtern gespickt ist, jedoch mit dem unnachahmlichen lokalen Akzent ausgesprochen wird. Der am weitesten verbreitete Ausdruck im gesamten Königreich ist das bekannte „OK“-Ideophon, das hier okeeeausgesprochen wird und von allen gesellschaftlichen Klassen ad nauseam benutzt wird.

Gastronomie

Reisist die Grundlage jeder Mahlzeit, begleitet von drei oder vier Gerichten (Fleisch, Gemüse, Eier, Meeresfrüchte); alles wird gleichzeitig auf den Tisch gestellt und jeder Gast bedient sich nach seinen Wünschen und seinem Appetit. Zum Essen verwendet man einen Löffel und eine Gabel, mit Ausnahme der Nudeln, die mit Essstäbchen gegessen werden. Thais lieben Saucen und Gewürze : eine der bekanntesten Saucen ist Nam Pla Prik (pikante Sauce auf Fischbasis). Die Art wie Thais die Speisen würzen bringt die Farang etwas aus der Fassung. Natürlich ist die Küche, die in einigen Restaurants serviert wird, auf ihren Geschmack zugeschnitten, aber das authentische Thailand bevorzugt das Scharfe, das Salzig-Süße, das Süße und das Scharf-Saure, das aus Komponenten besteht, die nicht immer dem Geschmack der Ausländer entsprechen.

Es gibt Suppen, besonders in der Provinz, die wie Süßspeisen schmecken und Desserts, die Mehlspeisen ähnlich sind.

Typische Spezialität von Isan (Nordosten) sind gebratene Insekten (Seidenraupen-Larven, Heuschrecken, Ameiseneier, Bambuswürmer, Grillen, Skorpione, Taranteln, usw.), gewürzt mit Salz und Pfeffer. Normalerweise werden sie in spezialisierten Restaurants angeboten oder auf dem Markt verkauft, auch in der Hauptstadt. Obwohl Insekten billige Nahrungsmittel, und zudem reich an Nährstoffen sind, werden sie außerhalb eines Kreises von Kennern wenig geschätzt.  Bei ihrem Anblick ist es nicht ungewöhnlich, dass ein Farang wie ein Thai im Milchladen reagiert. In einigen europäischen Ländern ist diese besondere gastronomische Spezialität zurzeit im Kommen.

Es gibt keine einheitliche thailändische Küche, sondern eine Vielzahl spezieller thailändischer Küchen : königliche Küche, Strassenküche, Fusions-Küche, regionale Küchen; die Auswahl ist riesig. Als Anhänger von „internationalen Standards“, haben in letzter Zeit viele Thais begonnen, europäische Küche oder USA-Junk Food zu verzehren. Sahne, Butter, Ketchup und Mayonnaise sind jedoch die Hauptursache für Phänomene, die inzwischen zu „sozialen Problemen“ geworden sind: allzuviele Menschen gewinnen allzustark an Gewicht.

Interkulturelle Missverständnisse

Wie grüßt man den Nachbarn? Der Blick, direkt in die Augen gerichtet – ein Zeichen der Offenheit bei den Farang – wird in Thailand als arrogantes und sogar aggressives Verhalten interpretiert. In einer hierarchischen Beziehung wird es als Tabu betrachtet. Das Ritual der Farang-Grüße, „Hallo, wie geht es dir?“ wird in Thailand zu „Wohin gehst du?“ oder „Hast du bereits gegessen?“ Die Frage ist ein Ritual, die Antwort bleibt normalerweise unbestimmt („Ich gehe spazieren“ oder „Ich gehe zum Markt“). In Thailand ist es nicht üblich bei Begegnungen über das heutige oder das voraussichtliche Wetter zu sprechen.

Am Tisch nach dem Essen ist Rülpsen in Thailand erlaubt und sogar geschätzt. Als Zeichen der Zufriedenheit bedeutet dieses Verhalten „Ich habe gut gegessen, ich bin gut ernährt“.

Andererseits wird sich Schnäuzen, vor allem, wenn es laut gemacht wird, als unhöflich betrachtet; wenn sich herausstellt, dass es absolut notwendig ist (z.B. beim Genuss von scharfen Gerichten), sollte Schnäuzen mit großer Diskretion erfolgen.

Wenn jemand ein Geschenk erhält, ist es in Thailand unangebracht, es in Anwesenheit der Person, die es uns angeboten hat zu öffnen. Dies ist kein Hinweis auf ein mangelndes Interesse an dem Geschenk, sondern zielt darauf ab, einen Eindruck von Zurückhaltung zu vermitteln. Auf die gleiche Weise wird auf dem Geschenk das Preisetikett belassen, um seinen Wert der Person, der es angeboten wird, bekannt zu machen, insbesondere wenn das Geschenk einen bestimmten Preis hat. Körperlicher Kontakt in der Öffentlichkeit ist unter Thais nicht üblich, sei es gegenüber den Farang oder Personen, die man nicht gut kennt. Man hält sich normalerweise nicht die Hände und zeigt keine öffentlichen Anzeichen von Zuneigung; wenn man einem Thailänder zu nahe komm hat dieser das Gefühl, dass seine persönliche Sphäre bedroht ist und zieht sich entsprechend zurück. Dies gilt auch für die Farang-Zeremonie des Kusses auf die Wange, die nur mit großer Vorsicht geübt werden sollte. Im Allgemeinen ist der Abstand zum Gesprächspartner größer als in Europa.

Tägliche kleine Missverständnisse

In den Beziehungen zwischen Thailänder und Farang ist der Alltag oft von kleinen Missverständnissen geprägt. Drei Beispiele:

– Im Restaurant erkundigt sich ein Farang bei den Thais des benachbarten Tisches, ob ein Stuhl frei sei. Da er die Sprache nicht gut beherrscht zeigt er auf den Stuhl, mit einer Geste, die er für angepasst hält. Die Thais schütteln den Kopf und der Farang schließt daraus, dass der Stuhl nicht frei ist. In Wirklichkeit wollten die Thais bedeuteten, dass der Stuhl nicht besetzt war;

– Zwei Thais reden miteinander in einer engen Passage. Ein Farang nähert sich und als sie merken, dass der Ausländer durchgehen möchte, weichen die beiden Thais voneinander ab. Der Farang hat gelernt, dass man nicht zwischen zwei Leuten, die miteinander reden durchgeht. Er ist verwirrt. Die Thais nehmen dies zur Kenntnis und stehen deshalb nebeneinander. Der Farang kann dann ungehindert passieren, ohne sich unwohl zu fühlen. Nach thailändischem Brauch hätte der Farang jedoch zwischen den beiden Leuten mit einer Entschuldigung durchgehen können;

– Ein bekannter Redner wird auf der Bühne erwartet; der Moderator ist voll seines Lobes. Da der Sprecher verspätet ist, wendet sich der Moderator mit einem Fragezeichen an den Portier, der sich im Hintergrund des Raums aufhält. Dieser verkündet darauf laut: „Der Dozent ist auf den Toiletten“ !

Besucher oder in Thailand wohnende Ausländer könnten sicherlich noch viele weitere Geschichten erzählen.

Was man macht

– Beim Ertönen der Nationalhymne (um acht Uhr morgens, zu Beginn einer Vorstellung, usw.), steht man auf der Strasse still oder erhebt sich in Kino und Theater;

– Beim Besuch eines Tempels kleidet man sich diskret, vermeidet nackte Schultern, kurze Röcke oder Hosen, Pullunder oder andere Kleidungsstücke, die zu viel nackte Haut zeigen;

– Beim Betreten eines Gebetsortes oder eines Privathauses zieht man seine Schuhe aus;

– Unter allen Umständen bewahrt man die Ruhe und vermeidet, sogar wenn man wütend ist, den Ton zu heben und offen seine Unzufriedenheit oder seinen Zorn zu zeigen;

– Thais werden mit der Wai-Geste begrüsst, es sei denn, jemand gibt spontan die Hand.

Was man nicht darf

– Niemals auf eine Person oder einen Gegenstand mit dem Fuß zeigen, niemals über eine auf dem Boden liegende Person steigen und niemals eine Person mit dem Fuß berühren;

– Niemals mit dem Fuss auf eine Buddha-Statue oder ein Porträt der königlichen Familie zeigen;

– Niemals die Monarchie kritisieren (Verbrechen der Majestätsbeleidigung);

– Frauen vermeiden es Mönche zu berühren oder zu streifen da diese ein Zölibats-Gelübde abgelegt haben;

– Man vermeidet es, den Kopf einer Person zu berühren, es sei denn, man ist mit dieser Person vertraut oder es handelt sich um ein Kind.



 

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