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Syrien : Christen und ChristentumIn Syrien waren die Christen schon am Anfang dabei

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Kurze Geschichte der Östlichen Christen

Das Christentum des Ostens zeigt den Beginn der Christenheit an, wie er von der Evangelisierung der Apostel und der Predigt der ersten Jünger Christi ausgeht; die ersten acht Konzile wurden im Osten abgehalten (siehe Karte „Christentum am Ende des 3. Jahrhunderts“). Bei der Geburt des Christentums ist der Nahe Osten römisch und bis Anfang des IV. Jahrhunderts heidnisch. Die Verbreitung des Christentums ist den zwölf Aposteln, den siebzig Jüngern Christi, den von ihnen auserwählten Boten (Diakonos) und einer Reihe von Predigern zuzuschreiben, aus denen Saul von Tarsus hervorgeht, der nach seiner Bekehrung Paulus wurde. Er ist es, der die Christen von den Juden trennte und massgebend dazu beigetragen hat, den Nahen Osten, Griechenland und Italien zu evangelisieren. Um das Jahr 100 war der Nahe Osten von christlichen Gemeinschaften überwachsen. Während der zweiten Hälfte des III. und zu Beginn des IV. Jahrhunderts trifft die Ausdehnung des Christentums auf eine verstärkte römische Feindseligkeit, bis Kaiser Konstantin 313 mit dem Erlass von Mailand die Religionsfreiheit proklamierte. In Armenien war das Christentum bereits 301 zur Staatsreligion geworden. Im Osten spielten Städte wie Antiochia (heute Antakya), Alexandria, Kairo, Jerusalem und Konstantinopel eine wichtige Rolle bei der Konsolidierung des Christentums.

Im III. Jahrhundert in Ägypten entstanden, prägt eine wichtige Klosterkultur die östlichen Kirchen. Diese Kultur gewann an Bedeutung durch die Organisation dieser Kirchen, die einer zentralisierten hierarchischen Führung nach römischer Art nicht unterworfen waren. Syrien ist auch eines der Länder, in denen Klöster einen hohen Stellenwert hatten und auch heute noch haben.

Ab dem IV. Jahrhundert bewegt sich die Macht in Richtung Südosten: Rom wird durch Konstantinopel ersetzt, wo der Kaiser sitzt. Das alte römische Reich wird horizontal geteilt: das Westreich wird von den „Barbaren“ besetzt, das Ostreich wird hellenisiert und byzantinisch (siehe Karte „Das Römische Reich nach 395 „) . Schon kurz nach der offiziellen Bestätigung des Christentums durch Kaiser Konstantin fanden unter den östlichen Christen Schismen statt, die zur Hauptsache Dogmen und Liturgie zum Gegenstand hatten; die wichtigsten Unterschiede in der Lehre betrafen die Natur Christi.

Die kirchlichen Führer hofften, die Probleme durch die Einberufung von Konzilen lösen zu können. Das erste christliche ökumenische Konzil wurde 325 n.Chr. in Nicäa abgehalten: dabei wurden die arianische Häresie verurteilt und zwanzig Verhaltungsregeln für die Kirche erlassen. Das Konzil von Konstantinopel von 381 setzte die 325 begonnenen Überlegungen fort und verkündete, dass der Bischof der Stadt den ersten Rang nach dem von Rom einnehmen sollte. Hier kann man bereits die Anfänge des Streits erkennen, der 1054 zur Trennung der orthodoxen von der katholischen Kirche führen wird. Das Konzil von Ephesus verurteilte 425 die nestorianische Häresie und proklamierte die Vereinigung zweier Naturen – physische und göttliche – in der Person Christi. Als Ergebnis dieses Konzils lehnten die sogenannten Alten östlichen Kirchen die Verurteilung des Nestorianismus ab und trennten sich von den anderen. Das Konzil von Chalcedon verurteilte 451 die monophysitistische Häresie, gab ein Glaubensbekenntnis ab und bestätigte den Vorrang von Konstantinopel nach Rom, wobei der letztere Punkt vom Papst von Rom bestritten wurde. Am Ende dieses Konzils lehnten mehrere Kirchen mit Namen Monophysitistische oder Antechalcedonische Kirche seine Entscheidungen ab und führten zum zweiten christlichen Schisma. Von da an heißen die Kirchen, die die Beschlüsse des Konzils angenommen hatten Chalcedonisch. Die maronitische Kirche unterwarf sich während der Kreuzzüge 1182 der Kirche von Rom, unter gleichzeitiger Beibehaltung ihrer Liturgie. Die östliche christliche Kirche zeigt sich also seit langem in Form eines Mosaiks verschiedener Riten, in dem der Ökumenismus erst kürzlich aufgetaucht ist (siehe Karten „Entwicklung des Christentums vom Anfang bis zur Gegenwart“ und „Entwicklung des Christentums vom I. bis III. Jh.“).

Die Wechselfälle der Geschichte haben im Laufe der Jahre zu einer starken Emigration von Christen geführt, die heute in einigen Kirchen eine Diaspora bilden, die zahlenmäßig der Zahl der im Land verbliebenen Gläubigen überlegen ist.

Zusammenfassend gibt es vier Gruppen von Gemeinschaften die aus denselben historischen und religiösen Spaltungen stammen: die Alten Kirchen des Ostens, die sich nach den ersten beiden Konzilien vom gemeinsamen Kern trennten und durch die Orientalische Assyrische Kirche, die Alte Kirche des Ostens und die Katholische chaldäische Kirche vertreten sind; die Monophysitisten, darunter die Kopten, die Syrischen Jakobiten und die Armenier (auch die äthiopische Kirche gehört dazu), die die Dogmen des Rates von Chalcedon und der Kirche von Konstantinopel ablehnten; die Chalcedonier, die den Beschlüssen des gleichnamigen Konzils treu blieben und von der griechischen oder melkitischen Kirche, den orthodoxen Kirchen, der katholischen und der protestantischen Kirchen vertreten werden; schließlich die maronitische Kirche, die der Kirche von Rom treu ist. Das Schisma von 1054 zwischen der römischen und der griechischen Kirche (siehe Karte „Schisma von 1054“) führte zur Trennung jeder östlichen Kirche in eine katholische und eine orthodoxe Fraktion.

Nach der Geburt und Entwicklung des Islam auf der arabischen Halbinsel (siehe Karte „Muslimische Welt im VIII. Jh“) verliert die christliche Bevölkerung rasch die Mehrheit und wird zu einer Minderheit. Im Jahr 571, als der Prophet Mohammed geboren wurde, war der Nahe Osten überwiegend jüdisch und christlich: 636, am Vorabend der Invasion Syriens durch die Araber, waren die Bewohner des oströmischen Reiches, das später zum hellenistischen byzantinischen Reich wurde, vor allem nicht-muslimisch: sesshafte Bauern verschiedener Herkunft, mehr oder weniger wohlhabende Klassen von Städtern mit griechisch-römischer Kultur, auch verschiedener Herkunft, Juden, phönizische Händler usw. Weniger als ein Jahrhundert später wird die Zahl der Juden und Christen von der Zahl der Muslime übertroffen.


1/ Laut Bischof Arianus behauptet der Arianismus, dass, wenn Gott göttlich ist, sein Sohn zuerst ein Mensch ist, aber einen Teil der Göttlichkeit behält.

2/ Bischof Nestor bekräftigte, dass zwei Naturen, eine göttliche und eine menschliche, in Christus koexistieren.

3/ Zwei Geistliche, Eutyches und Dioscorus von Alexandria, bekräftigten, dass Christus nur eine Natur hat und dass seine menschliche Natur in der Göttlichen aufgegangen ist.


Christentum in Syrien

Die Araber kamen 636 nach Syrien, 643 nach Ägypten und Armenien. Die Eroberer gingen so weit, Konstantinopel zu belagern, jedoch ohne Erfolg.

Bald erhielten die Christen das Recht, mit den Muslimen zu koexistieren und von ihnen im Rahmen des Dhimma-Paktes geschützt zu werden; es handelt sich um ein Toleranzabkommen, das Nicht-Muslime dazu verpflichtete, der Regierung eine Grundsteuer und eine Kapitulation genannte Gebühr für jeden erwachsenen Mann zu zahlen. Die Ungläubigen behielten so eine relative Autonomie sowie ihre zivilen und religiösen Organisationen. Als die Dhimmis (der Dhimma unterworfene Leute) im Verhältnis zu den Arabern eine Minderheit wurden, nahmen die Kosten zu und die Autonomie verringerte sich. Trotzdem hielten sich die Ostchristen oft von ihren neuen Eroberern besser behandelt als es der Fall unter den byzantinischen Kaisern war.

Derzeit ist der offizielle Name Syriens „Syrische Arabische Republik„; das bedeutet nicht, dass Syrien ein muslimisches Land ist, sondern ein Land der arabischen Sprache und Kultur. In der Tat ist Syrien ein säkulares Land mit Religionsfreiheit. In seiner Verfassung heißt es nur, dass der Präsident Muslim sein muss. Dies ist derzeit der Fall: der gewählte Präsident, Bashar al-Assad, ist alawitischer Religion und gehört somit zu einer muslimischen religiösen Gruppe, die den Schiiten nahe steht. Syrien hat eine relativ große Vielfalt an Religionen: ungefähr 89% Muslime (Sunniten 75%, Schiiten 3,5%, Alawiten 1/ 11%); ungefähr 8,3% Christen; 1,7% Drusen 2/ ; 0,8% Ismaeliten 3/ und 0,2% Yezidis 4/ .

Syrische Christen sind in viele Gruppen unterteilt: – Syrisch-Orthodoxe; – Griechisch-orthodoxe; – griechisch katholische Melkiten; – orthodoxe Armenier; – katholische Armenier; – Kopten; – Maroniten; – syrische Katholiken; – Chaldäer; – römische Katholiken; – Protestanten.

Die Zahlen, insbesondere für Christen, müssen jedoch relativiert werden. Als Opfer von Verfolgungen und Hinrichtungen durch Terroristen während des Krieges, haben eine Reihe von Bürgern ihr Leben verloren oder sind ausgewandert. Nach der Wiederherstellung der Sicherheit in den meisten Regionen begann eine Rückkehrbewegung in die Heimat. In der Vergangenheit hat sich die Zahl der Christen stark verändert und die relativen Zahlen sind gesunken, als Ergebnis ihrer Auswanderung und einer niedrigeren Geburtenraten als die der Restbevölkerung, insbesondere der Muslime.

Gegenwärtig zeichnet sich die christliche Gemeinschaft durch ihre Dynamik und Verbundenheit mit der Nation und der Religion ihrer Vorfahren aus.


1/ Alawiten sind eine ethnische und religiöse Gruppe aus Nordsyrien. Drei Viertel leben in der Region Latakia, wo sie zwei Drittel der Bevölkerung ausmachen. Die alawitische Religion wird normalerweise als eine Variation des schiitischen Islams angesehen, zeichnet sich jedoch durch das Fehlen von Moscheen und Imamen, sowie den Inhalt einiger Lehren aus. Der ehemalige Präsident Hafez al-Assad und sein Sohn Bashar al-Assad, der im Jahr 2000 die Nachfolge übernahm, sind Alawiten.

2/ Die Drusen sind Anhänger des Ismailismus, einer Strömung des Schiismus. In Syrien leben sie in der Gebirgsregion Hawran im Süden des Landes. Ihre Religion ist monotheistisch und besteht aus einer Synthese verschiedener religiöser und intellektueller Strömungen.

3/ Der Ismailismus ist eine 765, aus einer Spaltung des Schiismus entstandene Religion.

4/ Der Yezidismus ist eine monotheistische Religion, die von der ethnisch-religiösen Gemeinschaft der Yeziden aus dem irakischen Kurdistan praktiziert wird. Es gibt viele Ähnlichkeiten zwischen dem heutigen Yezidismus und den Religionen des alten Iran. Einige Forscher sagen, der Yezidismus sei ein im XII. Jahrhundert auftauchter, heterodoxer Zweig des sunnitischen Islam.




 

Cosimo Nocera ist Historiker und Museumsführer am Nationalmuseum in Bangkok. Er lebte und arbeitete in Italien, der Schweiz und den Andenländern (Peru, Ecuador und Bolivien). Nach einem längeren Aufenthalt in Südost Asien, lebt er derzeit in der französischen Schweiz.

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